Homeoffice: Nicht alles ist versichert

Ihr Arbeitsplatz ist digital und von jedem Ort der Welt abrufbar.  Egal ob Zuhause, in einem „Coworking Space“ auf Bali oder am Strand unter Palmen, digitale Nomaden arbeiten, ganz wie sie es wollen. Ein eigenes Büro oder einen festen Wohnsitz benötigen sie nicht; ihre Heimat ist die ganze Welt. Wichtig sind lediglich ein Notebook und eine stabile Internetverbindung. Das klingt ziemlich tiefenentspannt und schnell bekommt man den Eindruck, vielleicht selbst zu einer aussterbenden Spezies zu gehören, die noch täglich ins Büro fährt, wo doch schon andere mit dem Notebook auf den Knien, ein sorgloses Arbeitsleben führen. So ist es vermutlich auch. Glaubt man den Experten, steht der Arbeitswelt eine regelrechte Revolution bevor. Starre Arbeitsplatzkonzepte lösen sich auf; geleistet wird, wann es der Markt erfordert; zu jeder Tageszeit und rund um den Globus.

„Der Anteil derjenigen, die mobil, also mit Laptop oder Smartphone, orts- und zeitunabhängig arbeiten steigt, “ sagt Jan Marco Leimeister, Professor für Wirtschaftsinformatik in St. Gallen.

Dieser Trend deckt sich auch mit den Bedürfnissen vieler Beschäftigter. Denn laut der Studie „Wertewelten 4.0“ ist für viele der Aspekt, in Zukunft über Arbeitszeit und Arbeitsort frei bestimmen zu können, ein wesentlicher Wunsch. Aber auch hierzulande bieten inzwischen viele Unternehmen ihren Mitarbeitern immer häufiger Homeoffice-Lösungen an. Das bedeutet: kein nerviger Chef, keine anstrengenden Kollegen, keine Kontrolle. Endlich arbeiten wie man will. Zumal auch die Wege ins Büro entfallen, was nicht nur Zeit, sondern auch Geld spart. Dennoch gibt es auch ein paar rechtliche Dinge zu beachten.

 Regeln vereinbaren

In Deutschland gibt es noch keinen gesetzlichen Anspruch auf Arbeit im Homeoffice. Der Chef bestimmt nach wie vor den Arbeitsort. Aber auch wenn im Arbeitsvertrag ein mobiler Arbeitsplatz nicht vereinbart wurde, ist eine nachträgliche Zusatzvereinbarung jederzeit möglich. Steht endgültig fest, dass der heimische Schreibtisch regelmäßig als Arbeitsplatz genutzt wird, empfiehlt es sich grundsätzlich Homeoffice-Regeln zu vereinbaren. Neben dem Umfang der mobilen Tage sollte die schriftliche Vereinbarung, z. B. auch Angaben über die Arbeitszeiten sowie die Ausgestaltung der Aufgabenfelder enthalten. So ist für jeden klar und nachvollziehbar, wann und was gearbeitet wurde. Übrigens gelten auch für mobile Arbeitnehmer die Arbeitsschutzbestimmungen. Dabei können bestimmte Vorgaben für die Büromöbel oder Beleuchtung ebenso zu beachten sein, wie die technische Ausstattung des Arbeitsplatzes. Außerdem ist der Arbeitgeber verpflichtet, alle arbeitsschutzrechtlichen Bestimmungen zu überwachen. Anderenfalls handelt er ordnungswidrig. Deshalb also bitte nicht wundern, wenn der Chef zu Besuch kommt. 

Nicht alles ist versichert

Viel wichtiger ist jedoch die Frage wann ein Unfall im Homeoffice als Arbeitsunfall gilt. Auch wenn alle Angestellten unter dem Schutz der gesetzlichen Unfallversicherung stehen, gibt es hier im Gegensatz zum Arbeitsplatz im Betrieb Unterschiede. Nach Angaben des Spitzenverbands der gesetzlichen Unfallversicherung e.V. sind dienstliche Tätigkeiten am Arbeitsplatz, Geschäftsreisen sowie die Wege vom Büro zum Betrieb grundsätzlich versichert. Alle privaten Erledigungen, z.b. Unfälle bei Einkäufen während der Fahrt zu Firma oder zum Kunden fallen nicht unter den gesetzlichen Unfallschutz. Und Vorsicht beim Kaffee kochen! Nach Ansicht des Bundessozialgerichts (Az. B 2 U 5/15 R,) besteht auch kein Unfallschutz für Verletzungen, die sich der Arbeitnehmer auf dem Weg zur Küche oder beim Gang zur Toilette zuzieht. „Die der privaten Wohnung innewohnenden Risiken hat nicht der Arbeitgeber sondern der Versicherte selbst zu verantworten“, so die Bundesrichter. Da in Privatwohnungen kaum Vorsorgemaßnahmen des Arbeitgebers möglich seien, müssten die gesetzlichen Versicherungen die Kosten bei Unfällen auch nicht übernehmen. Trotz vieler positiver Aspekte hat also auch das moderne Nomadenleben in den eigenen vier Wänden seine Tücken. Dennoch ist die Frage, welche Perspektiven den Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren erwartet, aktueller denn je. Fest steht, dass durch den digitalen Fortschritt und die damit verbundene Unabhängigkeit immer mehr Menschen in flexiblen Arbeitsformen tätig sein werden. Und wer bereit ist, ein paar Regeln in Kauf zu nehmen, kann dafür alle Vorteile nutzen, um in Zukunft freier und selbstbestimmter zu arbeiten.

Neue Urteile zum Thema Homeoffice hier:

Bild: avi richards on unsplash