
Die Welt rennt und wir folgen ihr blind. Posten, liken, sharen und füllen unseren Geist mit hoch dosierten Nichtigkeiten. Das virtuelle Geschehen wird in einer digitalen Gesellschaft immer wichtiger und so ist es für viele selbstverständlich geworden, viel Zeit digital und vor allem in den sozialen Medien zu verbringen.
Seit einiger Zeit beleuchten auch schon zahlreiche Studien, wie sich die intensive Nutzung sozialer Plattformen auf die Psyche und letztlich auch auf unsere Gesundheit auswirkt.
„Die ständige Erreichbarkeit und das übermäßige Nutzen der sozialen Plattformen führt zu einer kognitiven Überlastung (communication overload), sagt Prof. Heuser von der Berliner Charité; sind wir permanent einer solchen Anforderung ausgesetzt, kommt es häufig zu Dauerstress und Gesundheitsproblemen.“
Und das will ja auf Dauer keiner.
OMLINE statt ONLINE
Nun sind allerdings nicht allein die Medien der Fluch oder Segen; sondern wie wir sie gebrauchen definiert den Nutzen oder Nichtnutzen. Und wie so oft, macht auch hier die Mischung das Gift. Denn das Betriebssystem ist nicht die Technologie, sondern wir selbst. Mit Herz, Hirn und Verstand. „Es geht nicht darum, weniger digital zu sein, es geht darum besser digital zu sein,“ sagt die Journalistin und Buchautorin Anitra Egger. Also für sich den besten Mix aus ON und OM zu finden. Und die stärkste Waffe ist: Mehr Omline statt Online. Ab und zu, immer mal wieder oder einfach nur mal an einem Sonntag. Gerade jetzt, wenn es mit einem Schlag Herbst wird und der Sommer sich mit seiner Wärme endgültig verabschiedet, beginnt die Zeit der Melancholie und des Innehaltens.
Zeit zum Träumen, Sehen und Staunen. Vielleicht mal im Museum?
Kennen Sie schon Lotte Laserstein?
Wenn nicht, dann ab in´s Städel nach Frankfurt. In einer sehenswerten Einzelausstellung werden dort gerade die Werke der Malerin Lotte Laserstein (1898-1993) gezeigt. Die Künstlerin gehört zu den großen Wiederentdeckungen der letzten Jahre und zeichnet sich durch ebenso sensibel wie eindringlich gestaltete Porträts aus den späten Jahren der Weimarer Republik aus.
Lotte Laserstein teilte das Schicksal mit einer Reihe von Künstlerinnen, die in der Weimarer Republik sehr erfolgreich gestartet, aber noch nicht wirklich etabliert waren, als die Nationalsozialisten sie ins Abseits drängten. Nach dem Krieg, als sich der Blick vor allem auf die männerdominierte abstrakte Kunst richtete, blieben sie deshalb vergessen.
„Die Neue Frau“
Die Malerin reagiert in ihren Gemälden auf das veränderte Rollenmodell der Frau in den zwanziger Jahren. Ein neuer Frauentypus „die Neue Frau“ hatte sich in der Weimarer Republik etabliert. Vom Korsett des Kaiserreichs befreit, zeigt sie sich in bequemer Kleidung und sportlichen Kurzhaarschnitt.
Die Zeit der Liberalisierung des Frauenbilds währte jedoch nur kurz. Denn mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten werden die neu gewonnenen Freiheiten nach und nach wieder beschnitten. So wurde auch Lotte Laserstein aufgrund der politischen Bedingungen zunehmend an ihrer Berufsausübung gehindert. Denn wegen ihrer Abstammung, galt die christlich getaufte Laserstein, dennoch als Jüdin und ihre Kunst als entartet. 1937 flieht sie deshalb vor den Nazis nach Schweden. Viele ihrer Werke konnte sie mitnehmen und so vor der Beschlagnahmung bewahren. Die Künstlerin blieb auch nach Ende des Zweiten Weltkrieges in Schweden und baute sich dort eine Existenz als Porträtistin der schwedischen Oberschicht auf. Wenige Jahre vor ihrem Tod rückte eine Londoner Galerie-Ausstellung die Künstlerin wieder ins internationale Bewusstsein. Heute befindet sich ein Großteil ihrer Werke in Privatbesitz.
Neben jeder Menge Selfies der Künstlerin befasst sich die Ausstellung hauptsächlich mit Gemälden aus den 1920iger und 1930iger Jahren und ist noch bis zum 17.3.2019 zu sehen.
Bilder:privat